Dudelsack-Workshop in der Dudelsackschule.ch | Schweiz

13. Pipegeflüster der Dudelsackschule | Dudelsackunterricht und Auftritte in der Schweiz

Mit Dudelsackklängen in den Ohren – Erinnerungen an einen tollen Dudelsack-Workshop in der Dudelsackschule.ch von Ruedi Attinger

Samstagmorgen, 27.11.21 – schlaftrunken stehe ich auf, spüre die Müdigkeit nach einer langen Arbeitswoche in den Knochen. Eine Dusche und einen Kaffee später sitze ich mit meinem Mann im Auto. Unser Ziel ist die Dudelsackschule der Schweiz in Dübendorf. Nach und nach füllen sich die Räume mit Menschen aus allen Windrichtungen. Es waren Teilnehmer aus verschiedenen Kantonen wie Genf, St. Gallen,  Appenzell, Luzern, Bern, Basel und Solothurn zu Gast. Es riecht nach Kaffee und freudiger Aufregung. Es ist schwer zu übersehen – wir sind alle mit demselben Virus infiziert, dem Piping-Virus. Nach zwei Jahren Wartezeit ist es endlich wieder soweit – der legendäre Dudelsack-Workshop in Dübendorf darf wieder stattfinden. Ruedi Attinger hat mit grossem Effort das Kurswochenende auf die Beine gestellt. Hochkarätige Dudelsackspieler wie Willie McCallum, Andy Hambsch und Daniel Shorty Schütz werden uns während zwei Kurstagen unterrichten. Die Vorfreude steht auf allen Gesichtern geschrieben. Schon im Vorfeld hiess es, dass wir dieses Mal in den Genuss aller Dozenten kommen werden.

Es dauert nicht lange, da sitzen wir bereits im ersten Workshop bei Shorty. Passend zum Kursbeginn geht’s ums Ankommen, Blasen – genauer gesagt um die Geheimnisse des Steady Blowing. Shorty spricht vom «schottischen Mantra». Wir erfahren gegenseitig, welchen Effekt die Bauchatmung und somit ein aktives Zwerchfell auf die Töne hat, die wir dem Instrument entlocken wollen. Erst wenn der Spieldruck konstant ist, kann ich meine Pipe auch wirklich stimmen. Flattert der Ton, dann stimmen die Dronen nicht zum Chanter respektive nicht zueinander. «Liftfahren» ist angesagt… im Gegenuhrzeigersinn mit der Drone rauf, im Uhrzeigersinn wieder runter. Wann kommt der «lock-in»? Ein magischer Moment. Ebenso magisch fühlt es sich an, als wir erstmals als Kursgruppe zusammenspielen dürfen.

Nach einem feinen Mittagessen üben wir mit Willie das Auswendiglernen von zwei Tunes. Es herrscht eine lockere Stimmung und es wird viel gelacht, obgleich uns Willie fordert mit dem Auswendiglernen. Doch unser Erfolgserlebnis lässt nicht lange auf sich warten. Nach kurzer Zeit spielen wir gemeinsam ein Stück, das uns bis dahin unbekannt war. Am Ende der Workshops landen wir wiederum beim Steady Blowing. Gemeinsam spielen wir das eine einstudierte Stück. Vor lauter Konzentration auf einen möglichst konstanten Spieldruck, verabschieden sich meine Erinnerungen an die Noten. Tja, es ist noch keine Meisterin vom Himmel gefallen… Und so geht es noch manchem von uns. Meine Müdigkeit von frühmorgens ist hingegen im wahrsten Sinne des Wortes wie «weggeblasen».

«Competition» versus «Performance» – Andy kündigt an, dass es diesen Abend keine Competition im herkömmlichen Sinne gebe, aber dass Vorträge der Teilnehmenden sehr willkommen seien. Es werde ein Feedback der Pipeteachers geben, aber es werde kein Jurytisch aufgebaut. Das gefällt mir. Wir entscheiden uns, zu dritt ein Stück aus unserem Bandrepertoire zu spielen. Nach ein, zwei Würsten vom Grill ist es soweit. Konzertbestuhlung. Whiskeybar-Betrieb am Laufen. Plötzlich entert ein erster Piper die Bühne. Der Konzertabend beginnt. Wir geniessen es, wie ein Auftritt dem andern folgt; kein Programm ist nötig – es wird einfach nach Lust und Laune und mit viel Herzblut gespielt. Viele Kursteilnehmende wagen den Schritt auf die Bühne und zeigen eindrückliche Performances auf hohem Niveau. Wir sind beeindruckt. Auch wir Neulinge wagen uns schliesslich mit dem Stück «Lullaby» von Alisdair McLaren aufs Parkett. Lampenfieber darf sein, und trotzdem geniessen wir unseren Auftritt. Die Rückmeldungen der Profis motivieren uns, uns weiter zu verbessern.

Später spielen Shorty, Andy und Willie für uns und präsentieren die Kunst des Dudelsackspielens auf höchstem Niveau auf eindrückliche Weise. Willie erzählt, dass er auch nach über 50 Jahren Auftrittserfahrung immer noch am Lernen ist und es beim Vorspielen immer darum geht, mit dem eigenen Lampenfieber umgehen zu lernen. Und man lerne dabei auch viel über sich selber.

An diesem Abend baden wir richtiggehend in schottischer Musik, bekanntere Stücke wechseln mit klassischer, anspruchsvoller Pipemusik, die mir als Neuling noch eher fremd ist. Ruedi spricht später davon, dass während vier Stunden gespielt wurde. So lange? Die Zeit vergeht im Nu.

Am Sonntagmorgen geniessen wir Andy’s Workshop zur Fingertechnik. Wie wird man zu einem versierten Dudelsackspieler? Indem man täglich an der Fingertechnik feilt. Wo ist dies überall möglich? Am Arbeitsplatz bei Mercedes Benz, beim Kaffee frühmorgens oder auch auf dem Arbeitsweg mit Elektrochanter im Zug. Wie erkenne ich einen Piper im Alltag? An einem beweglichen kleinen Finger, wenn er den «Birl» auf dem Arm oder am Steuerrad übt. Erst langsam, dann immer schneller – das ist das Geheimnis. Mit täglich 15 min Fingerübungen lernt man bereits viel. Unglaublich, auch in diesem letzten Kursteil verfliegt die Zeit in Windeseile. Durch die Wand hören wir bereits die Drohnen der anderen Kursgruppe und freuen uns auf das abschliessende Massed Pipe.

Zum Abschluss dieses tollen Wochenendes, an welchem Shorty, Andy und Willie auf ihre persönliche Art und Weise ihr Wissen mit uns geteilt haben, geniessen wir es in vollen Zügen, gemeinsam die bekannten Tunes «Amazing Grace», «Highland Cathedral», «Scot’s wa he» und «The Green Hills of Tirol»/»When the Battle is over» zu spielen. Schade, dass nachher schon Schluss ist. Das Lehrertrio wird mit grossem Dank und Applaus verabschiedet. Es ist nicht selbstverständlich, dass Willie trotz der schwierigen Situation aufgrund der Pandemie den Weg von Schottland nach Dübendorf auf sich genommen hat. Wir sind überaus dankbar dafür.

Eine letzte Anekdote aus seiner Pipingkarriere will Willie noch mit uns teilen. Als zwölfjähriger habe er ein Stück nach Vorstellungen des Lehrers interpretiert, habe aber erst viel später wirklich begriffen, wie der Teacher das wirklich gemeint habe. Diese soll uns sagen, dass es manchmal Zeit und viel Übung benötigt, bis man es richtig verstehen kann.

Beschwingt fahren wir nach Hause. Wir freuen uns schon jetzt auf den nächsten Dudelsack-Workshop in der Dudelsackschule.ch

P.S. Ich habe übrigens ein neues Morgenritual – Fingerübungen beim Kaffeetrinken.

 

CH-Zillis, 29.11.2021 / Esther Steiner

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Viele musikalische Grüße
Andy & Team

Die Pipegeflüster und Online-Workshops sind kostenlos – eine Spende ist willkommen und würde die Dudelsackschule sehr freuen und unterstützen. Mit den Spenden wird das Honorar der Lehrer beglichen. Zudem werden soziale Projekte unterstützt und der Ausbau der Dudelsackschule.de gefördert. Nur mit Deiner Hilfe können wir diese Projekte verwirklichen. Vielen Dank.

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