Den Dudelsack richtig stimmen und einstellen | Teil 2
31. Pipegeflüster der Dudelsackschule | Eine Anleitung die Drones und den Chanter des Dudelsacks zu stimmen
Um einen Dudelsack richtig stimmen zu können, benötigen wir Dudelsackspieler sehr viele Jahre Erfahrung. Dies ist keine leichte Aufgabe. Viel Übung ist notwendig, um einen Dudelsack richtig zu stimmen. Es kommt auf viele Faktoren an, um am Ende einen gut spielbaren und klingenden Dudelsack zu haben. In unserem 29. Pipegeflüster zeigen wir anhand von drei Videos, wir wir die Drones auf unseren Grundton Low A stimmen müssen. Nun knüpfen wir daran an und zeigen anhand einer Theoretischen Ausarbeitung, wie man die Drones und den Chanter stimmen kann.
Auf einem Band-Workshop hat Julia Scholz, eine sehr begabte Schülerin der Dudelsackschule besonders gut aufgepasst und eine tolle Ausarbeitung meines Vortrages über das richtige Stimmen des Dudelsacks geschrieben.
Ein großes Dankeschön gebührt der Julia für diesen tollen Beitrag und dessen grafischen Darstellungen. Wir wünschen allen Lesern viel Spaß bei dieser Erkenntnis und auf Ewig einen guten Sound der Bagpipes.
Selbstverständlich ist der Sound der Bagpipe ein großer Lehrinhalt in den Unterrichtsstunden der Dudelsackschule.de. Wir stehen Euch gerne zur Verfügung.
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Viele musikalische Grüße
Andy & Team
Was quitscht da so komisch? Oder auch: Wie stimme ich meine Pipe?
Es ist geschafft. Durch fleißiges, regelmäßiges Üben hat sich der Pipe-Schüler das Öffnen der ersten Drone verdient. Nur, was mache ich jetzt damit? Und wie bekomme ich Chanter und Drones „zusammen“, so dass es vernünftig klingt, und nichts wabert oder quietscht?
Einstellung der Drone Reeds:
Davon, dass alle Wicklungen ordentlich (und vor allem fest genug) sitzen, gehen wir einmal aus. Die Wicklungen zu den Drone Stocks hin sollten so fest sein, dass sich die Drone nicht mitdrehen kann, wenn die Tuning Slides bewegt werden. Die Drone Reeds sollten fest im Tenor Joint bzw. im Bass Bottom Joint sitzen, damit sie beim Spielen nicht in der Pipe landen. Sollte das passieren, merkt man das schnell, dann ist der Bag schneller leer, als man pusten kann. Sollte die Dichtung des Drone Reeds zu lose im Reed seat sitzen, kann man mit Hemp nachhelfen.
Die Zunge des Drone Reeds ist die Stelle, an der die Musik spielt – hier entsteht der Ton. Je nach Modell besteht die Zunge aus diversen Materialien, von einfachem Kunststoff bis hin zu Carbon ist alles möglich und beeinflusst entsprechend der Härte des Materials den Klang. Gehalten wird die Zunge von zwei Bridles, wobei das obere, zur Drone hinzeigende Bridle fest ausgeführt ist. Das untere Bridle ist beweglich, hiermit wird der Luftverbrauch eingestellt. Das Bridle wird mit kleinsten (!) Bewegungen Richtung offenem Ende der Zunge geschoben, und dabei stetig probiert, ob die Drone noch klingt, und ob die Zunge nicht zu schnell schließt. Orientierung gibt hier der Spieldruck – die Drones sollten nicht zu früh, aber auch nicht zu spät ausgehen.
Das lose Bridle sollte einen Winkel von 90° zum Körper des Reeds bilden.
Neben dem Luftverbrauch verschiebt sich mit der Verlagerung des losen Bridles auch die Tonhöhe – je kürzer die Zunge, desto höher der Ton, da die Zunge schneller schwingen kann und mehr Obertöne erzeugt.
Ist die ideale Balance zwischen Luftverbrauch und Ton gefunden, sollte noch darauf geachtet werden, dass alle Drone Reeds vergleichbar viel Luft verbrauchen, und bei entsprechendem Überdruck gleichzeitig ausgehen.
Drones stimmen:
Jetzt geht es ans eigentliche Stimmen der Drones, beginnend mit der äußeren Tenor-Drone, die auf das Low A des Chanters gestimmt wird. Stellt man hier fest, dass man die Drone Top weiter herausziehen müsste, als es möglich ist, um den benötigten Ton zu treffen (sprich, man hätte 2 Teile in der Hand, aber kein Instrument mehr), kommt die Schraube am Drone Reed ins Spiel. Mit dieser wird die Luftsäule im Reed verlängert (rausdrehen) oder verkürzt (reindrehen). Die Gegenbewegung muss am Tuning Slide erfolgen, sprich, in unserem Fall müssen wir die Schraube rausdrehen, damit wir die Tuning Slide (wieder) weiter zusammenschieben können. Am Ende, wenn die Drone richtig gestimmt ist, sollten ca. 1-4 mm Hemp zu sehen sein, damit der Klangkörper (Drone) voll ausgenutzt wird. Ist die Schraube locker, hilft Teflonband. Eigentlich ist der Instrumentenkoffer eh ein Werkzeugkoffer.
Für die ersten Stimmversuche hilft es meiner Erfahrung nach, sich neben eine Wand zu stellen, und den Kopf Richtung Drones zu drehen. So hört man am einfachsten, ob die Töne miteinander klingen, oder es noch „wabert“. Je schneller die Schwingung dabei ist, desto weiter weg ist man vom Resonanzpunkt. Ist die Schwingung verschwunden, ist die äußere Tenor-Drone passend gestimmt. Außerdem empfiehlt es sich, die Tuning Slide zu Beginn aufzuziehen, so dass deutlich Hemp zu sehen ist, und sich dann durch Zusammenschieben an den Ton heranzuarbeiten. Nach unten ziehen ist etwas einfacher als nach oben drücken.
Weiter geht es mit der Bassdrone. Auch hier wieder die Empfehlung, den Kopf Richtung Wand zu nehmen und die unteren Tuning Slide etwas weiter aufzuziehen, als man es wahrscheinlich benötigt. Den Chanter können wir für den Moment getrost vergessen, er soll zwar laufen, aber auf High A – bitte NIE loslassen! Das kann böse Unfälle inklusive zerstörten Chantern geben, grade bei Holzchantern, und wenn die Wicklung vielleicht nicht 100% festsaß.
Das High A blenden wir jetzt innerlich aus und konzentrieren uns auf die beiden Drones. Klingen sie zusammen? Kratzt irgendwas? Wabert ein Ton? Dann die Bass-Drone so lange zusammenschieben, bis die Drones miteinander klingen. Das High A spielen wir während dem Stimmen nur, um einen dauerhaften Spieldruck zu haben.
Die mittlere Tenor-Drone muss dann „nur noch“ an die beiden bereits gestimmten Drones angepasst werden. Das Prinzip ist das Selbe. Das Hemp der Tuning Slides sollte hierbei jeweils grade noch sichtbar sein (etwa 1–4 mm). Beim Anwerfen dürfen die Dones durchaus etwas „heulen“, spätestens wenn der Chanter angeht, sollte der Ton aber sauber klingen. Geht der Chanter vor den Drones an, muss die Zungenlänge gekürzt werden. Vorgehen siehe oben. Nach dem Spielen sollte man den Reeds etwas frische Luft gönnen, und sie zum Trocknen aus der Pipe nehmen. Nur mit dieser Technik können wir den Dudelsack richtig stimmen.
Einstellung des Chanter Reeds:
Mit den Drones steht nun der „Background“ für die Melodie, kommen wir daher nun zur Stimme unserer Bagpipe, dem Chanter mit dem Chanter Reed. Letzteres sollte mit der gebotenen Vorsicht behandelt werden, da so ein Chanter Reed doch recht empfindlich sein kann. Etwas Feuchtigkeit und das Anwärmen des Reeds zwischen den Fingern (ACHTUNG: Bloß nicht zu fest drücken!) können dem Ton auf die Sprünge helfen. Wie bei jedem Holzblasinstrument gilt auch hier: warmes, feuchtes Holz schwingt – und klingt – besser.
Neue Chanter Reeds kratzen dabei gern auf dem High A, bis sie eingespielt sind. Das Kratzen kann sich dann in das durchaus erwünschte „crawlen“ (Rasseln) verschieben. Je nach Erfahrungsstand kann man das Reed entsprechend optimieren, zum Beispiel oberhalb der Soundbox etwas Material abtragen, um das Reed weicher zu machen. Auch hier gilt: vorsichtig arbeiten, ist zu viel Material weg, kann man es nicht mehr drankleben.
Chanter stimmen:
Das Reed wird dann in den Reed seat des Chanters eingesetzt, die Passung kann auch hier über die Wicklung mit Hemp angepasst werden. Wie tief das Reed in den Chanter gesetzt wird, hat einen Einfluss auf die Stimmung des Chanters. Dabei kann derselbe Chanter mit verschiedenen Reeds schon unterschiedlich klingen. Je tiefer das Reed gesetzt wird, desto kürzer ist die Luftsäule im Chanter und desto höher wird der Ton. Unbedingt beachtet werden sollte hier, dass die Töne der oberen Hand wesentlich stärker auf die Veränderung des Reed seats reagieren, als die Töne der unteren Hand. Das Low A bildet auch hier die Basis, es ist der Grundton. Das High A sollte harmonisch dazu etwa in der Oktav klingen, darf aber im Verhältnis auch minimal tiefer klingen.
Alle anderen Töne werden nachfolgender Tabelle hinzugestimmt – Stimm-Tabelle für Great Highland Bagpipe:
Was tun, wenn ein Ton nicht passt, aber die beiden A harmonisch miteinander klingen?
Ist der entsprechende Ton zu hoch, lässt sich dies durch Abkleben des Tonlochs von Oben (!) mit Hilfe von Tuning-Tape beheben. Damit wird die Luftsäule minimal verlängert.
Ist der Ton zu niedrig wird es kniffelig – hier kann man mit einem Entgrat-Werkzeug vorsichtig(!) im oberen Viertel des Tonlochs (sehr) wenig(!) Material abtragen, wodurch die Tonsäule sich minimal verkürzt. Nicht übertreiben, und in sehr kleinen Schritten arbeiten!
Das Low G wird über die beiden seitlichen Löcher am unteren Ende des Chanters gestimmt.
Harmonie geht hier vor Stimmgerätanzeige – wenn es nicht klingt, nützt es nichts, wenn das Stimmgerät richtig anzeigt. Wir spielen kein temperiertes Instrument. Tonhöhe und Reedsitz sollten in der Pipe unter dem gewohnten Spieldruck probiert werden, nur so erhält man ein zufriedenstellendes Ergebnis.
Manche Chanter haben eine Sole, diese verleiht dem Chanter etwas mehr Stabilität durch sein Gewicht, im passenden Design zum Rest der Pipe ergänzt die Sole außerdem den Chanter optisch und schützt vor Beschädigung.
Bis hier hin gelesen und durchgehalten? Herzlichen Glückwunsch, jetzt ist die Pipe gestimmt. Viel Spaß beim Spielen.
Zum Thema „Dudelsack richtig stimmen“ findest Du auch auf unserem Schwarzen Brett, im 29. Pipegeflüster eine Video-Anleitung zum Stimmen der Drones.
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Viele musikalische Grüße
Andy & Team
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