Die Geschichten der alten Dudelsack-Familien
45. Pipegeflüster der Dudelsackschule | Eine Ausarbeitung über die Geschichte des Dudelsacks und den Ursprung von Piobaireachd
Eine kleine Legende erzählt, dass vor langer Zeit Iain MacCrimmon traurig auf einem Hügel saß, in der Nähe seines Zuhauses in Boreraig. Zur nahe gelegenen Pipe Competition in Dunvegan wurde er nicht eingeladen, worüber er sehr deprimiert und enttäuscht war.
Plötzlich tauchte eine Fee auf und hatte so großes Mitleid mit ihm, dass sie ihm einen verzauberten silbernen Chanter schenkte. Er sollte den Chanter respektvoll behandeln, dann würde er ihm die schönsten Melodien entlocken und ihn zu einem sehr guten Piper machen. Iain MacCrimmon spielte sofort los und es war so wie die Fee es ihm versprach.
Sofort machte er sich auf den Weg um in Dunvegan seine Künste zu präsentieren. Seine Musik und Technik begeisterte die Massen so sehr, dass er der erste Piper am Hofe der MacLeods wurde.
Piobaireachd und MacCrimmon können quasi als Synonym verwendet werden, denn nicht zuletzt verdanken wir den MacCrimmons die Mannigfaltigkeit und Perfektion dieser wunderbaren alten Musik. Eine Vielzahl aller Piobaireachds wurden von den MacCrimmons geschrieben.
Die MacCrimmons hatten ihren Sitz in Boreraig auf der Insel Skye und waren über 300 Jahre die Piper am Hofe der MacLeods. Seumas MacNeill schrieb in seinem Buch, dass der 1. MacCrimmon, Finlay MacCrimmon um 1500 nach Skye kam. Roderick Ross jedoch, schreibt in seinem Buch, dass die MacCrimmons direkt von einem Sohn von Alastair Crottack Clan Chief der MacLeods (1480 – 1540 ) abstammen sollten.
Iain Odhar war Finlays Sohn. Dessen Sohn, Donald Mor, half den MacCrimmons mit seinen Kompositionen zu großem Ruhm. Die Dudelsackschule der MacCrimmons war in Boreraig und war weit über die Grenzen von Skye bekannt. Jeder der ein großer Piper werden wollte nahm in Boreraig Unterricht.
Die letzten berühmten Piper am Hofe der MacCrimmons waren die Söhne von Malcolm MacCrimmon, Donald Ruadh und Iain Dubh. Im Wandel der Zeit gehörten Piper nicht länger zum Bestandteil am Hofe der MacLeods und anderen herrschaftlichen Höfen, so dass das Pipen nur noch ein Freizeitvergnügen wurde. Dies wirkte sich fatal auf die Schule in Boreraig aus, so dass die MacCrimmons ihre Schule schlossen und somit der Ruhm der MacCrimmons verblasste.
Der Stammbaum der MacCrimmons
Finlay
Iain Odhar
Donald Mor ? – 1640
Patrick Mor 1595 – 1670
Patrick Og 1645 – 1730
Malcolm 1704 – 1760 Donald Ban 1710 – 1746
Iain Dubh 1731 – 1822 Donald Ruadh 1743 – 1825
MacKay of Rassay
John MacKay war der wichtigste Vertreter der MacKays of Raasay. Er genoss den Unterricht bei Iain Dubh, Donald Ruadh MacCrimmon sowohl auch bei Angus MacKay of Gairloch. John MacKay ist somit der direkte Nachfahre des MacCrimmon Erbes. John MacKay unterrichtete viele erstklassige Piper, er hatte ca. 250 Piobaireachs in seinem Repertoire und kannte die Geschichten der alten Dudelsack-Familien.
Stammbaum der Mackay of Raasay:
John 1767 – 1845 | Angus 1813 – 1858
Angus Mackay steht am Anfang der Post MacCrimmon Ära. Er war zwischen dem goldenen Piobaireachd Zeitalter und der Moderne die Schlüsselfigur. Angus schrieb das Wissen über Piobaireachd erstmals nieder da er merkte, dass dies nötig ist um das Wissen über Piobaireachd zu erhalten. Der Grund war, weil es immer weniger Dudelsackspieler gab und die bedeutenden Dudelsack-Familien wie die Mac Arthurs, die Mackays, die Rankings und die Cambels weitgehend aus der schottischen Musikkultur verschwanden.
Berufsmusiker gab es nur noch in reichen Familien oder bei der Armee. So wurde beispielsweise bei der Armee immer zum Abendessen ein Piobaireachd aufgespielt. Aber man sollte bedenken, dass eine Armee-Baracke nicht Boreraig ersetzte.
Es war also schwer das Wissen über Piobaireachd zu sichern, weil man auch bei der Armee ein anderes Musikkonzept anstrebte, man brauchte Märsche, Strathspeys und Reels, Retreat Märsche um zusammen spielen zu können und um zusammen zu marschieren.
Mit dem Aufkommen der Lightmusik wurde Piobaireachd immer mehr in den Hintergrund gedrängt und bald war die Lightmusik populärer geworden.
Um dieser Entwicklung entgegen zu treten, wurden Gesellschaften wie die Piobaireachd-Society gegründet um den Erhalt von Piobaireachd, der klassischen Musik zu sichern.
Weitere Schlüsselfiguren der post MacCrimmon Ära
John Bain Mackenzie (1796 – 1864)
Donald Cameron (1810 – 1868) sein Bruder
Alex Cameron (1821 – 1871)
Donald Camerons Söhne Colin, Alex und Keith.
Malcolm MacPherson (Calum Piob.) (1834 – 1898)
John MacDougall Gillis (1854 – 1925)
John MacDonald (1866 – 1953)
Sie waren alle erstklassige Piper und gaben das Erbe an die neue Generation weiter.
Gedanken über Piobaireachd
Die MacCrimons waren neben einigen anderen Familien die ersten professionellen Piper, welche großes Wissen lehrten und die große Musik Piobaireachd zum Leben erweckten und diese komponierten. Es gibt über diese Piobaireachds große Geschichten und Mythen, welche sich lohnen zu erfahren. Wenn man die Geschichte von Piobaireachd verfolgt wird man feststellen das in der Moderne hauptsächlich nur die alten Tunes gespielt werden und moderne Piobaireachds keinen Platz finden.
Es gab eine Zeit in Schottland in der das Pipe spielen verboten war. Viele Manuskripte wurden vernichtet und somit auch viel Wissen. Heutzutage wird versucht das Pipe spielen wieder mehr zu verbreiten. Es gibt die Piobaireachd-Society welche sich um das Wissen der alten Musik bemüht und auch einige erstklassige Lehrer die ihr Wissen im Einzelunterricht oder bei Workshops vermitteln.
Aber warum nimmt das Wissen um die alte Musik trotzdem ab und warum gerät Piobaireachd immer mehr in den Hintergrund? Meines Erachtens und meiner Meinung nach wird die Masse der Piper weltweit immer größer aber das Interesse an Piobaireachd leider immer weniger. Die Geschichten der alten Dudelsack-Familien und damit auch die Musik, sollte viel mehr verbreitet werden.
Woran könnte das Desinteresse an Piobaireachd liegen?
Ich denke, dass die meisten Piper in Bands spielen und es wird versucht das Niveau der Band zu steigern und nicht das Niveau des einzelnen Spielers. Talentierte Piper gehen in der Masse unter und werden nicht entdeckt und gefördert. Oft haben sie durch den gesellschaftlichen Druck (Stress) nicht die Zeit und Motivation mehr zu üben, geschweige denn sich Wissen über die große Musik anzueignen (Piobaireachd), welche auch viel Zeit in Anspruch nimmt.
Es gibt einige sehr gute Lehrer, die ihr Wissen wiederum von erstklassigen Lehrern haben und die wiederum erstklassige Lehrer hatten. Diese Piper haben die Motivation und Spaß daran dieses alte Wissen zu lernen und es musikalisch in die Welt zu tragen. Ich freue mich für jeden, der sich an dieser Kette anknüpfen kann und ein Träger der alten Geheimnisse wird und die Geschichten der alten Dudelsack-Familien kennt.
Leider sind es jedoch wenige, die diese Chancen nutzen wollen und können. Daher nimmt die Zahl der Piper, die Piobaireachd spielen können, leider ab und somit auch das Wissen, um die alte Musik und deren Zeiten.
Es bräuchte weltweit mehr Piper, die sich nicht nur für Lightmusic begeistern können sondern auch für Piobaireachd und deren Hintergründe. Auch ist es wichtig, mehrere Veranstaltungen (Workshops) wie unseren Weikersheim, Ebernburg und Rheinau Workshop zu haben um das Wissen weiter zu geben.
Ich finde es gut, dass das Wissen und die Melodien auf Datenträgern festgehalten werden, so wie zB. Die CD-Collection Piobaireachd von Donald MacLeod. Mit diesem gespeicherten Wissen kann man sich auch in späteren Tagen besinnen und einen Einblick und eine Hilfestellung für die große Musik bekommen. Jedoch ersetzen CDs keinen Lehrer, der ein Glied in einer Kette einnimmt, welche mit den MacCrimmons begann.
Es ist unsere Pflicht, das Wissen um die alte Musik zu festigen, junge Piper zu motivieren in unsere Fußstapfen zu treten und das Erbe der MacCrimmons zu pflegen. Lasst uns auf den Weg gehen und seit motiviert die Highland Bagpipe zu studieren, das alte Wissen zu lernen, sich Ziele zu stecken und das erlernte weiter zu geben.
Andreas Hambsch
Es wäre schön, wenn Du diesen Artikel „Die Geschichten der alten Dudelsack-Familien“ an Deine Musik-Freunde weiterleiten würdest.
Viele musikalische Grüße
Andy & Team
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